endlich unterwegs mit der transsibirischen eisenbahn! am abend wurde der wagen bestiegen, der für die kommenden tage meine rollende heimat sein sollte, freundschaft mit drei fabelhaften mitreisenden geschlossen und schließlich die ausfahrt aus moskau bei immer noch angenehm sommerlichen temperaturen bestaunt. der nächste morgen stand dann ganz im zeichen des vertrautmachens mit den gegebenheiten in abteil und waggon sowie der erwartung des ersten haltes.
hier, etwa 20 fahrminuten (928 km seit moskau) vor dem ersten tageslichthalt in der stadt kirow, sah es eigentlich ziemlich genau so aus, wie man sich den westen russlands gemeinhin vorstellt: ärmliche häuser und hütten, viele birken, einige verfallene industriegebäude…
schade, dass es in kirow keine „verkaufsmütterchen“ gab, die auf dem bahnsteig eigens zubereitete lebensmittel anboten – wie sich allerdings später herausstellen sollte, waren diese in der regel eher auf den kleineren bahnhöfen anzutreffen.
bei faljonki (1.092 km) gesellten sich dann auch die weiteren typischen elemente zum bild, das den blick aus dem zugfenster während der ersten tage prägen sollte: feuchte wiesen und bäche.
ein neuer reisetag war angebrochen und sibirien nun auch offiziell erreicht nach der vorabendlichen passage jekaterinburgs. an der landschaft änderte dies zwar zunächst wenig, das leben im zug jedoch gefiel unterdessen immer besser.
zu bestaunen ist auf dieser aufnahme eine siedlung namens nasywajewsk (2.562 km).
und wieder empfing mich ein neuer tag an bord des zuges 4 der transsibirischen eisenbahn; nun war es auch endlich zu einem wandel im landschaftsbild gekommen: hügelig, ja fast gebirgig wurde es und zu den birken gesellten sich vermehrt auch nadelbäume.
kurz nach der ausfahrt aus dem bahnhof von krasnojarsk überfuhren wir die imposante, etwa einen kilometer lange brücke über den jenissei (4.101 km).
die stadt ilanski war anscheinend klein genug, denn hier erschienen endlich die ersehnten verkäuferinnen mit ihren teilweise selbsterzeugten leckereien, aus denen wir uns später im abteil ein feines abendmahl bereiten konnten. unterdessen wandelte sich die kulisse erwartungsgemäß in eine taigaeske.
zwischen ilanski und nischneudinsk lagen einige sehr weitreichende gebiete ohne jegliche siedlungen oder einzelgehöfte – lediglich taiga (4.691 km).
abermals ging ein ob der vielen zeitumstellungen recht kurzer tag ins weite land und am frischen morgen grüßte bereits der baikalsee vor den zugfenstern. die temperaturen waren nun sehr niedrig und der frühling noch im winterschlaf – kaum mehr blattwerk war an den bäumen und sträuchern zu erkennen.
wunderschöner, riesiger baikalsee (5.316 km)!
zur allgemeinen überraschung schwammen stellenweise noch einige restschollen als treibeis auf dem seewasser (5.374 km).
ebenfalls in einigen uferbereichen zu bestaunen waren regelrechte noch zugefrorene stellen (5.473 km).
leider mussten wir uns vom baikalsee nun wieder verabschieden, da die strecke einen langen bogen landeinwärts beschrieb. erhalten blieben hingegen die hügel, an die sich bisweilen malerische dörfer und städtchen schmiegten.
eine weitere beeindruckende stählerne eisenbahnbrücke durften wir unmittelbar vor mostowoj überfahren: diese überspannt den fluss selenga (5.618 km).
die letzte große siedlung auf russischem grund, ulan-ude, sowie die grenze inklusive der üblichen abfertigungsrituale waren längst passiert, als am folgemorgen bereits die mongolische hauptstadt erreicht wurde. wir bewegten uns jetzt auch nicht mehr auf der transsibirischen, sondern auf der transmongolischen eisenbahnlinie durch die weiten asiens.
noch weniger attraktiv als ulaanbaatar selbst waren die ausgedehnten industrievororte, die immerhin sehenswert von karger steppe und hohen bergen im hintergrund eingerahmt wurden (6.310 km seit moskau, 408 km seit nauschki).
ulaanbaatar lag also hinter uns und der zug konnte gemütlich die der stadt folgende, lange steigung in angriff nehmen, die nicht nur wegen der vielzahl an gleisschleifen und -wendeln einem hochalpinen passaufstieg glich.
in richtung der überaus windigen wüstenrandsiedlung tschoir fiel das nunmehr grassteppige gelände wieder etwas ab, obschon konstant auf weit über 1.000 höhenmetern vorangedieselt wurde (6.436 km, 534 km).
tschoir und die dortige kosmonautenstatue waren geschichte, als die gobi erstmals ihr glattes wüstengesicht zeigte (6.565 km, 663 km).
wo sich in der prärie noch wildpferde zeigten, ließen sich hier ab und an kamele erspähen, genauer gesagt trampeltiere (6.626 km, 724 km).
wüste. einzig die telegraphenmasten und der ewige zaun verblieben immerwährend als treue wegbegleiter (6.695 km, 793 km).
einfach saharahaft (6.798 km, 896 km)!
schade, dass die mongolei-durchfahrt so rasant verflog, hätte ich mich doch gerne auf ewig von dieser atemberaubenden leere fesseln lassen. nun denn, der abend brachte eine neue grenze und die üblichen routinen. bizarr: bei der einfahrt in den chinesischen grenzbahnhof erlian spielten die bahnsteiglautsprecher zu ehren des zuges musik, wie etwa an der schönen blauen donau, für elise und auld lang syne.
füßeheben will gelernt sein! dieses schauspiel dauerte etwa zehn minuten, bis der rangierdienst schließlich ein einsehen hatte und unter ohrenbetäubendem tuten sowie markerschütterndem auflaufenlassen mit dem abholen der wagen begann (842 km bis peking).
der letzte halbe tag auf dieser schier endlosen eisenbahnfahrt brach an und die innere mongolei war fast durchquert, als zum ersten mal das zu erwartende chinabild deutlich wurde: baustelle folgte auf baustelle, moderne hochhäuser überragten direkt angrenzende traditionelle häuser, ochsenkarren und pferdewagen teilten sich die straßen mit moderneren westlichen vehikeln.
irgendwie „südspanisch“ präsentierte sich die umwelt hier, wenige kilometer, bevor die große mauer für eine kurze strecke an den berghängen am horizont erschien (239 km).
nach einem auf grund zuvor durch das zugersonal verteilter gutscheine kostenlosen mahl im chinesischen speisewagen rollten wir schlussendlich aus den beeindruckend schroffen bergen mit zahllosen tunnels und brücken in den smog und damit in die unendliche stadtlandschaft von peking hinein: endstation.
wie war das? keiner schafft und der rest guckt zu (6 km)?